Im Rahmen der Digitalkonferenz re:publica in Berlin fand gestern Abend die Verleihung unseres Univention Absolventenpreises 2015 statt.
Großes Interesse am Univention Absolventenpreis
Seit acht Jahren zeichnen wir herausragende Bachelor- und Masterarbeiten aus, die einen innovativen und praxisorientierten Beitrag zu Einsatzmöglichkeiten von Open Source Software in der Wirtschaft leisten. Sehr beeindruckt waren wir dieses Jahr nicht nur von der Anzahl der Einreichungen, sondern auch über die Vielfalt und Qualität der Arbeiten. Fast 40 Bachelor- und Masterarbeiten musste unsere ehrenamtliche und unabhängige Jury bewerten (vielen Dank dafür :-)). Im Mittelpunkt stand die Frage, inwieweit die Arbeit die Einsatzfähigkeit und Akzeptanz von Open Source Software im professionellen Umfeld verbessert. Neben der Praxistauglichkeit honorierte die Jury Arbeiten, in deren Rahmen Software entwickelt wurde, die unter einer Open Source-Lizenz steht.
Die Themenspanne der drei Siegerarbeiten reichte von der Programmierung einer Open Source-Entwicklungsumgebung zur Steuerung von Drohnen über die Entwicklung freier Treiber für Smartcards bis hin zur Erstellung eines Frameworks zur automatisierten Untersuchung von Sicherheitslücken bei USB-Schnittstellen.
1. Platz für offenes Toolkit für eine AR.Drone 2.0
Auf den mit 2.000 Euro dotierten ersten Platz wählte die Jury die an der Goethe Universität in Frankfurt am Main erstellte Diplomarbeit “Universelle Kontrolle und Überwachung einer AR.Drone 2.0 auf Basis eines offenen und erweiterten Toolkits” von Philipp de Graaff. Im Rahmen dieser Arbeit schrieb de Graaff eine Entwicklungsumgebung, mit der man ohne tiefere Kenntnisse der Drohnentechnik unkompliziert Programme zur Steuerung einer Drohne erstellen kann. So können Anwender mit diesem unter einer Open Source-Lizenz veröffentlichtem Toolkit Programme schreiben, welche die Drohne beispielsweise die Umgebung kartografieren oder selbstständig kleine Güter an ihr Ziel liefern lassen – bis hin zur automatischen Suche nach z. B. abgerissenen Überlandleitungen.
Vorführung der AR.Drone 2.0
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Vor der Verleihung konnte Philipp de Graaff seine AR.Drone 2.0 im Eingangsbereich der re:publica vorführen. Als Beispiel einer programmierten Funktion „attackierte“ die Drohne ein vorher festgelegtes Ziel. In diesem Falle ein rotes Tuch und ahmte damit einen Stier nach. Die Drohne erkennt hierbei das „Ziel“ völlig selbstständig und ohne Einflussnahme.
2. Platz für „Entwicklung eines Java Card Applets und OpenSC Treibers für Smartcards“
Die Entscheidung für den mit 1.000 Euro ausgelobten zweiten Platz fiel auf Philip Wendland, der in seiner Bachelorarbeit “Entwicklung eines Java Card Applets und OpenSC Treibers für Smartcards” Open Source-basierte Middleware und Treiber für Smartcards, die zum hardware-basierten Schutz vor Sicherheitslücken in kryptografischen Funktionen eingesetzt werden, entwickelte. Damit brachte Wendland eine neue Generation von Smartcardssoftware heraus, die vollständig ohne proprietäre Komponenten auskommt.
3. Platz für Konzeption und Implementierung einer QEMU- und KVM-basierten USB-Fuzzing Infrastruktur
Sergej Schumilo wählten die Juroren mit seiner Bachelorarbeit “Konzeption und Implementierung einer QEMU- und KVM-basierten USB-Fuzzing Infrastruktur” auf den dritten Platz (500 Euro). Er entwickelte ein GPL-lizensiertes, neuartiges USB-Fuzzing-Framework, das die systematische Untersuchung aller verfügbaren USB-Treiber auf Sicherheitsschwachstellen automatisiert erlaubt. Neu ist dabei auch, dass die gefundenen Schwachstellen in einem reproduzierbaren Format dokumentiert werden, sodass festgestellte Fehler einfach nachzustellen und damit schnell zu beheben sind.
Ganz besonders möchten wir uns bei der Jury für die langjährige und gerade bei so vielen Einreichungen wie in diesem Jahr, auch sehr zeitintensive Unterstützung unserer Initiative bedanken!
Ich glaube, dass wir mit dem Absolventenpreis einen Beitrag leisten, die Stellung von Open Source Software in Universitäten und Hochschulen, wo sie einen großen Teil ihrer Wurzeln hat, weiter zu festigen. So wollen wir die Entwicklung allgemein zugänglicher, auf Open Source Software basierender Innovationen weiter unterstützen.
Diskussion über Digitale Bildung auf der re.publica
Im Vorfeld der Verleihung des Univention Absolventenpreis fand eine Podiumsdiskussion zum Einsatz von IT in Schulen und im Unterricht mit Saskia Esken, Mitglied des Deutschen Bundestags / Ausschuss für Digitale Agenda, Maria Reimer, Projektleiterin des Förderprogramm Jugend hackt und mir statt. Wir gingen der Frage nach, warum der Informatikunterricht, wie er heutzutage an Schulen stattfindet, zu einer echten Gefährdung des Wirtschaftsstandorts Deutschland werden kann und warum hier an erster Stelle die Politik gefordert ist.
Trotz großer inhaltlicher Überschneidungen entwickelte sich bei Detailfragen schnell eine lebhafte Diskussion. Es wurde deutlich, dass der heutige Informatikunterreicht nicht ausreicht, um Kindern früh die Lust auf das Programmieren zu vermitteln. Aktuell hängt es noch zu stark von den Fähigkeiten und Motivation der jeweiligen Lehrkraft ab. Auch muss an Schulen vermehrt Open Source zum Einsatz kommen, um den Kindern und Jugendlichen eine freie Entwicklungsumgebung bieten zu können. In geschlossenen Umgebungen wird es beim reinen Bedienen von Software bleiben, anstatt die Kreativität von Schülerinnen und Schülern zu fördern.