Bereits seit 2014 ist die auf UCS und UCS@school basierende Netzwerklösung paedML Linux an baden-württembergischen Schulen im Einsatz. Inzwischen setzen rund 900 Lehranstalten die paedML Linux und die für Grundschulen optimierte paedML ein. Im ersten Halbjahr 2021 soll nun eine neue paedML-Version veröffentlicht werden, die auf UCS/UCS@school 4.4 aufsetzt und einige neue Funktionen und Applikationen enthalten wird, die unter anderem auch das digitale Lehren und Lernen von zu Hause aus vereinfachen soll und der deutlich gestiegenen Zahl an genutzten mobilen Endgeräten gerecht wird. Außerdem soll es eine eigene cloudbasierte Dateiablage geben, die für den Einsatz mobiler Endgeräte wie Tablets optimiert ist und über die Lehrkräfte und Schüler*innen von überall auf ihre Dateien zugreifen und daran weiterarbeiten können.

So optimieren paedML Linux und paedML für Grundschulen 7.2 unter anderem die Benutzerführung in der Schulkonsole und die Darstellung auf kleineren Displays (z. B. für Tablets). Auch die Performance des UCS Directory Managers in Umgebungen mit vielen Nutzern und somit auch umfangreichen LDAP-Strukturen wurde gesteigert. Der Benutzerimport über CSV-Dateien wurde in Zusammenarbeit mit unseren Entwicklern erheblich verbessert und vereinfacht und die Schule dadurch entlastet. Als neue Features mit an Bord sind das Admin Diary, mit dem sich alle Aktivitäten in einer Domäne protokollieren und überwachen lassen und ein opsi-Update, das die Installation von Windows-Rechnern mit aktiviertem Secure Boot ermöglicht. Eine Liste aller geplanten Änderungen für paedML Linux und paedML für Grundschulen 7.2 finden Sie in der vom LMZ veröffentlichten Entwicklungsplanung.

Wir haben mit Alexander Baumann, Teamleiter paedML Linux und paedML für Grundschulen am Landesmedienzentrum Baden-Württemberg, über einige der Neuerungen in paedML, hybride Schulen sowie die Herausforderungen und Chancen während des zweiten Lockdowns gesprochen und dabei spannende Einblicke hinter die Kulissen bekommen.

Auf wie vielen Schulen laufen paedML Linux und paedML für Grundschulen?

Stand Dezember 2020 sind das rund 900 Schulen in Baden-Württemberg, davon sind ca. 340 Grundschulen und 560 weiterführende Schulen.

Wie viele Leute arbeiten in dem Team, das diese Installationen betreut?

Wir sind ein recht kleines Team: fünf Hotliner, ein technischer Entwicklungskoordinator, drei Pädagogen in Teilzeit und ich als Teamleiter.

Wie waren die letzten Monate, was hat sich 2020 geändert?

Wir sind unter Dauerstrom, und die Schulen haben immer neue Anforderungen entdeckt. In den letzten Monaten ist beispielsweise die Anzahl der iPads an den Schulen rasant gestiegen. Wir müssen jetzt daran weiterarbeiten, diesen Gerätetypus noch besser zu integrieren.


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Im Entwicklungsplan für paedML 7.2 steht, dass Sie künftig den Jamf School Connector aus dem Univention App Center dazu verwenden wollen.

Ja, so wollen wir den Verwaltungsaufwand beim Einsatz von iPads verringern. In den letzten Monaten sind viele Tausend iPads an die Schulen ausgeliefert worden. Diesen Geräten sollte je nach Schulvorgaben ein einheitliches Profil gegeben werden und sie sollten gleichzeitig für den Unterrichtseinsatz fit gemacht werden. Die Lehrkräfte an den Schulen wollten wir von diesen Aufgaben weitgehend entlasten. Sie haben schlicht und einfach einen ganz anderen Job – und zwar Fulltime. Es bedarf also einer Mobile Device Management Software wie z. B. Jamf School, um die Tablet-Verwaltung zu automatisieren. Mit dem Jamf School Connector verbinden wir die Benutzerverwaltung der paedML Linux/GS mit diesem System, sodass dieser zeitaufwändige Job automatisch erfolgen kann. Grundsätzlich kann die paedML durch den betreuenden Fachhändler auch mit anderen marktüblichen MDM-Systemen ergänzt werden. Wir haben im Falle von Jamf School die zahlreichen Anfragen der Kreismedienzentren und Schulen berücksichtigt.

Screenshot der jamf-Benutzeroberfläche

Apple-Geräte können mit Jamf School verwaltet werden und entlasten IT-Abteilungen, Lehrer und Eltern

 

Außer der steigenden Anzahl mobiler Endgeräte, welche Veränderungen gab es in den letzten Monaten noch?

Bereits im Juli 2020 haben wir Nextcloud als optionale paedML-Erweiterung zur Verfügung gestellt. Schulen, die Interesse an der Cloud-Lösung haben, können Nextcloud als zusätzliche virtuelle Maschine auf ihren Schulservern installieren. Unterrichtsvorbereitung, Projekte und Hausaufgaben lassen sich damit zeit- und ortsunabhängig erledigen.

Sicher eine gute Erweiterung, die den hybriden Schulbetrieb erleichtert.

Ja, mit zunehmendem Distanzunterricht steigt der Bedarf, Dateien zu teilen und Kollaborationstools außerhalb des schulischen Netzes einzusetzen. Über unsere cloudbasierte Dateiablage haben Schüler*innen und Lehrkräfte die Möglichkeit, von zu Hause, von unterwegs und natürlich von der Schule aus auf dieselben Daten endgeräteunabhängig zuzugreifen, diese zu teilen und gemeinsam daran zu arbeiten.

Wie haben Sie den ersten Lockdown erlebt?

Naja, das hat uns schon zum Rotieren gebracht. Die Schulen sind auf einmal aus ihrem Dornröschenschlaf aufgewacht und mussten unbedingt handeln. Die von uns angebotenen Lösungen haben jede Menge Potenzial – ich würde sagen, wir sind auf dem absolut richtigen Weg, vor allem auch mit der Entwicklung des iPad-Netzes und dem Jamf School Connector. Zugegeben, wir würden alles gerne ruhiger angehen, um besser testen zu können. Die neue Situation hat uns jedoch enorm unter Druck gesetzt …

Ansichten einzelner paedML-Funktionen

Das heißt, Sie waren insgesamt gut auf die neue Situation vorbereitet?

Wir waren schon recht weit, und Schulen, die bereits eine paedML Linux oder paedML für Grundschulen einsetzen, konnten sofort digitale Angebote präsentieren und loslegen. Das vom Kultusministerium favorisierte Moodle als Lernmanagement konnte schnell an die paedML angebunden werden, sodass auch hier die umfangreiche Benutzerverwaltung erheblich erleichtert und automatisiert wurde. Außerdem unterstützen wir die Open Source Lösung BigBlueButton als Videokonferenz-System für Schulen, indem wir alle für den Betrieb aus dem paedML-Netz heraus erforderlichen Anpassungen schnell und genau erfassen, dokumentieren und umsetzen konnten. Da wir Nextcloud als zusätzliche Komponente veröffentlicht haben, waren eigentlich alle recht gut vorbereitet. Die Datei-Cloud steht seit Anfang Juli 2020 bereit, recht zeitnah nach dem ersten Lockdown.

Das war sicher herausfordernd!

Ja, wir sind im ersten Lockdown von heute auf morgen aus unseren Büroräumen, wo wir alle technischen Voraussetzungen zum Arbeiten haben, ins Homeoffice gezogen. Sowohl die Hotline als auch entwicklungstechnisch läuft inzwischen alles von zu Hause aus, und wir betreiben unsere Referenz- und Entwicklungssysteme auf einem VMware-Cluster. Wenn wir berücksichtigen, dass also auch unser Job über Nacht deutlich komplizierter wurde, nicht nur weil die virtuelle Kommunikation erst eingeübt werden musste, war es schon eine Glanzleistung, dass wir Nextcloud punktgenau bereitstellen konnten!

Es war ja im Sommer bereits abzusehen, dass es einen zweiten Lockdown geben würde. Haben Sie die Zeit genutzt, um für Herbst und Winter aufzurüsten?

Natürlich. Wir haben, wie bereits gesagt, z. B. für die paedML beschrieben, wie man mit Moodle die LDAP-Benutzerkonten synchronisiert, Stichwort Moodle Connect. Außerdem haben wir andere Anleitungen fertiggestellt, etwa zur Firewall. Es war notwendig, aus dem Schulnetz heraus Videokonferenzen zuverlässig abhalten zu können. Wir haben also dokumentiert, welche Firewall-Ports geöffnet werden müssen, damit Videoconferencing mit BigBlueButton oder auch Jitsi Meet gelingt. Schließlich unterstützen wir auch Schulträger bei der Betankung von Laptops für Schüler*innen und Lehrkräfte für den Einsatz zu Hause.

Was haben Sie in den letzten 10 Monaten gelernt? Haben Sie wertvolle Tipps für Ihre Kollegen?

Die letzten 10 Monate haben mehr denn je gezeigt, wie wichtig die Digitalisierung auch und gerade an Schulen ist. Dabei ist der Druck, Lösungen bereitzustellen, gewachsen. Durch die Lockdown-Phasen sind IT-Infrastruktur und digitaler Medieneinsatz an Schulen noch stärker in den Blick der Öffentlichkeit geraten. Der Schwerpunkt liegt dabei eindeutig auf der technischen und pädagogischen Umsetzung von Fernunterricht sowie der sächlichen IT-Ausstattung von Lehrkräften und Schüler*innen. Ferner kommt der Aus- und Fortbildung der Lehrenden in Sachen Umgang mit den Technologien eine noch stärkere Bedeutung zu.

Trotz Zeitdrucks ist es immer wichtig, Schulen bei Entwicklungen mitzunehmen und keine Dinge am Reißbrett zu erfinden, die die Zielgruppe (Schüler*innen und Lehrende) nicht berücksichtigen. Ja, das mag ein sehr hoher Aufwand sein, aber es lohnt sich! Das LMZ ist aufgrund seiner flächendeckenden Vernetzung mit Schulen und Pädagog*innen in diesem Punkt herausragend aufgestellt.

Und noch einen zweiten Tipp habe ich: Man darf sich nicht verrückt machen lassen von permanenten Neuanforderungen und dem medialen Hype in Sachen Schuldigitalisierung. Es ist wichtig, sich zu konzentrieren und zu fokussieren sowie sukzessive mit Beharrlichkeit und Konsequenz die geplanten Entwicklungsziele zu verfolgen und qualitativ hochwertig umzusetzen. Sie können nicht jedes Feature gleichzeitig liefern – versprechen Sie daher nichts, sondern erweitern Sie das Setup lieber schrittweise und kommunizieren Sie das auch so.

Der Abschirmung und dem Schutz des Entwicklungsteams unter den besonderen Pandemiebedingungen kommt dabei eine besondere Rolle zu, damit sich dieses voll und ganz seinen Aufgaben widmen kann.

Danke für das Gespräch und viel Erfolg für die paedML Linux/GS 7.2!

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Alexander Baumann

Alexander Baumann ist Anwendungsinformatiker/Wirtschaft (VWA) und Dipl. Geograph und seit 2008 in leitender Position am Landesmedienzentrum in Baden-Württemberg tätig. Seit 2016 ist er Teamleiter der paedML® Linux und paedML® für Grundschulen. Dabei liegt sein Fokus auf der bestmöglichen Unterstützung von Schulen beim Digitalisierungsprozess und der weiteren Zentralisierung von Verwaltungsaufgaben im Schulnetz bei den Schulträgern und der Einbindung mobiler Endgeräte.