Das fünfte Major Release von Univention Corporate Server ist fertig und steht ab sofort zum Download bereit. UCS 5.0 enthält neue Funktionen, einen neuen Look, Detailverbesserungen und Fehlerkorrekturen. Auch unter der Haube hat sich viel getan: Die neue Version setzt jetzt auf Debian 10 („Buster“) und Python 3.
In diesem Artikel möchte ich Ihnen die wichtigsten Neuerungen vorstellen, Tipps zum Upgrade geben und auch verraten, was wir für die Zukunft planen.
Neues Design und verbesserte Benutzerführung
Univention Corporate Server hat einen neuen dunklen Look, der bereits während der Installation zu sehen ist und auch der Standardeinstellung der Distribution einen modernen, eleganten und aufgeräumten Touch gibt. Dazu trägt auch bei, dass viele Bereiche optisch reduziert wurden. So präsentieren sich die Kacheln im Portal beispielsweise mit einer neuen klaren Farbsprache.
Ihnen gefällt die neue Farbgebung nicht so gut? Kein Problem: UCS 5 unterstützt Themes. Alle von uns bereitgestellten Webinterfaces (Portal, Univention Management Console, Self Service, Login) können Sie mit eigenen CSS-Stylesheets umgestalten und so auf andere Farben und Schriften umstellen bzw. Ihr eigenes Branding integrieren.
Die neue UCS Version stärkt außerdem das Portal als ersten Anlaufpunkt, indem es nun auch die Funktionen der Univention Management Console (UMC) zur zentralen Verwaltung von Domäne, Diensten, Benutzeraccounts und Ressourcen integriert. Alle UMC-Module stehen mit UCS 5 direkt im UCS-Portal zur Verfügung.
Damit Admins nicht den Überblick verlieren, bietet das Portal als neues Feature die Gruppierung mehrerer Kacheln – ähnlich wie bei Smartphone- oder Tablet-Oberflächen.
Während der Arbeit an UCS 5 haben wir uns entschieden, das Portal auf das JavaScript-Framework Vue.js umzustellen. Damit wirkt das Ganze nicht nur schlanker, sondern ist auch deutlich barrierefreier geworden. Nach dem Release wollen wir die anderen UCS-Webinterfaces sukzessive umstellen und das Portal funktional erweitern.
Ausbau des Univention App Center
Aber auch grundsätzlich können Admins jetzt direkt mehrere Apps im Frontend auswählen, um diese in einem Zug zu installieren, zu aktualisieren oder zu deinstallieren. Das App Center sammelt alle Hinweise und eventuelle Fragen zur Konfiguration und fragt diese dann zusammen ab, bevor es an die (De-)Installation oder Aktualisierungen geht.
Neuer Kern: Debian „Buster“ und Python 3
UCS 5.0 basiert auf dem aktuellen Stable-Release der Debian-Version, 10.9. Damit übernehmen wir auch alle aktualisierten Pakete. Auch unsere eigenen Paketquellen haben wir neu strukturiert. Bisher waren unsere Repositorys hierarchisch, nach UCS-Releases organisiert, wir hatten also für jedes Patchlevel-Release ein eigenes Repo, was zu einer etwas unübersichtlichen Situation geführt hat. Außerdem war diese Struktur etwas aufwändig zu pflegen, denn wir hatten Pakete teilweise in gleichen, teilweise in verschiedenen Versionen in den Repositorys. Künftig legen wir alle Softwarepakete in ein Repository und pflegen für jedes Release eine eigene packages-Datei mit der Liste der verfügbaren Pakete. Das spart nicht nur Platz auf den Downloadservern, sondern vereinfacht auch die Abläufe und beschleunigt die Installation über den Paketmanager sowie das App Center.
Die Migration von Python 2 auf 3 ist für den Kern von UCS abgeschlossen. Dabei haben wir viele Bibliotheken und Tools angepasst. Auch die Schnittstellen, um andere Anwendungen zu integrieren, sind auf Python 3 umgestellt, wovon App-Entwickler profitieren. Wer in der Umgebung UCS 4.x und 5.0 mischt, kann Python-basierte Erweiterungen wie etwa Hooks an Extended Attributes des Univention Directory Managers für beide Python-Versionen ausrollen.
Fokussiert: lieber wenige, dafür gute Funktionen
Wie ich schon im Blogpost zum Thema UCS 5.0 – Fokussierung statt Featuritis geschrieben habe, war es an der Zeit, ein bisschen aufzuräumen und von einigen Applikationen und Projekten Abschied zu nehmen. Zu hoch war der Aufwand geworden, die Integration mit den UCS-Kernkomponente zu pflegen – vor allem bei Upgrades. Indem wir selten oder gar nicht genutzte Funktionen entfernt haben, können wir uns nun besser auf unsere Stärken konzentrieren, unter anderem das Portal, das Univention App Center und Samba 4.
Folgende Funktionen und Apps sind nicht länger Teil von UCS 5:
- Betrieb als 32-Bit-System:
Schon länger haben wir die Installationsmedien für diese Architektur abgeschafft, künftig werden Admins bestehende 32-Bit-Systeme auch nicht mehr aktualisieren können. - Windows NT-kompatibler Domänencontroller:
Samba 4, als UCS-Kernkomponente, übernimmt auf unserem System vollständig die Emulation von MS Active Directory inklusive kompatibler Datei- und Druckdienste. Anwender, die noch nicht von der „alten“ Windows-NT-Domäne zu Samba migriert haben, müssen dies vor einem Upgrade unbedingt tun. - Univention Virtual Machine Manager (UVMM):
UVMM ist nicht mehr Teil von UCS, da andere Anwendungen diese Aufgaben übernehmen können, darunter der in UCS enthaltene Standard-KVM-Stack sowie ergänzende Tools. - Lokale Desktopumgebung:
Die grafische Arbeitsumgebung haben wir zugunsten der Webinterfaces deaktiviert. Wer einen Desktop vermisst, kann verschiedene Varianten über die Paketverwaltung nachrüsten.
Auch von alten Bezeichnungen haben wir uns getrennt. Wie im Blogartikel Abschied von Master und Slave: UCS 5.0 bringt neue Namen für Systemrollen aus dem November 2020 beschrieben, haben wir den Systemrollen neue Namen gegeben. Wir verwenden nicht länger diskriminierende Begriffe wie „Master“ und „Slave“, sondern solche, die Rückschlüsse auf die Funktion geben:
- Domaincontroller Master → Primary Directory Node
- Domaincontroller Backup → Backup Directory Node
- Domaincontroller Slave → Replica Directory Node
- Memberserver → Managed Node
Tipps zur Aktualisierung auf UCS 5
Das neue Release wird nicht von Anfang an alle Apps enthalten. Wir werden das Update daher nicht sofort für alle Benutzer*innen freischalten. Im Laufe der nächsten Wochen wollen wir nach und nach fehlende Apps portieren und freigeben, darunter auch UCS@school, die Integration von Alerting-Funktionen in das UCS Dashboard (als Nachfolger von Nagios) und Integrationen von Drittanbietern.
Erst danach werden wir dass Maintenance-Ende von UCS 4 ankündigen. Wenn Sie ein System von UCS 4.4-x auf UCS 5.0 aktualisieren wird automatisch geprüft, ob es neue Ausgaben der installierten Apps gibt. Das Update startet erst dann, wenn wir diese Module für UCS 5.0 freigegeben haben.
Hier sind ein paar Tipps für alle, die einen Vorgänger auf die neue Version aktualisieren möchten:
- Alle Systeme einer Domäne müssen vor dem Upgrade auf 5.0 auf UCS 4.4-8 aktualisiert werden.
- Teilweise werden Updates einzelner Apps notwendig; darüber informieren aber die Upgrade-Prozesse.
- Ersetzen Sie i386-Systeme durch AMD64.
- Mischumgebungen 5.0-x und UCS 4.4-8 werden unterstützt, wobei der Upgrade-Pfad bei den Systemrollen Top-down ist (Master/Primary → Backup → Slave/Replica → Member/Managed).
Ausblick: Was kommt danach?
Das neue Release macht sowohl optisch als auch hinter den Kulissen eine gute Figur. Mit der Veröffentlichung ist unsere Arbeit aber noch nicht beendet: In nächster Zeit werden wir UCS@school 5.0 veröffentlichen sowie etliche Apps portieren und freigeben.
Außerdem wollen wir uns von Nagios als App trennen. Stattdessen erweitern wir das auf Prometheus und Grafana® basierte UCS Dashboard um Alerting-Funktionen.
Zudem ist ein Light Theme in Vorbereitung, das in ein paar Wochen als Alternative zum Dark Theme verfügbar sein wird. Das Portal wollen wir weiter ausbauen, sodass auch Nutzer*innen dieses konfigurieren und beispielsweise ein Theme auswählen, eigene Kacheln anlegen und gruppieren können. Die Univention Management Console wollen wir ebenfalls noch weiter ins Portal integrieren.
Alle wichtigen Details zum UCS 5.0 Release
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