Titelbild Interview Bremer Schulen zum ID Broker

Univention: Herr Bouwer, was macht die Bremer Schul-IT in Ihren Augen besonders?

Oliver Bouwer: Bereits zu Beginn der 2000er Jahre sind die Bremer Schulen die ersten Schritte in Richtung Digitalisierung gegangen, indem die Standardisierung der sonst sehr heterogenen IT-Infrastruktur vorangetrieben wurde. Ursächlich dafür war neben der steigenden Komplexität auch die angespannte Haushaltslage der Freien Hansestadt. Es wurde nach Lösungen gesucht, wie durch Vereinheitlichung Effizienzgewinne erzielt und Unterstützungsstrukturen aufgebaut werden können.

Das Resultat war das SuBITI-Programm (Service und Betriebskonzept für die IT-Infrastruktur der Stadtgemeinde Bremen), mit dem ineffiziente schulindividuelle Lösungen der Vergangenheit angehören sollten. Stattdessen entschied man sich für den Aufbau einer schlanken, standardisierten Client-Server-Struktur. Zusätzlich wurden durch den Schul-Support-Service (S3) und das IT-Referat der Senatorin für Kinder und Bildung zentrale IT-Hilfe- und Supportstrukturen geschaffen, die Schulen und Lehrkräfte entlasten sollten. Mit dem parallel dazu errichteten zentralen Identitätsmanagement wurde ein einheitlicher Zugang zu den IT-Systemen und -Anwendungen geschaffen. Alle Lehrkräfte sowie die Schüler*innen erhielten einen Account mit Benutzernamen und Passwort für Dienste wie schulische E-Mails und die Anmeldung an den schulischen Rechnern.

In den letzten Jahren folgten weitestgehend flächendeckendes WLAN, eine landesweite Lernplattform und Präsentationsmedien im Klassenraum. Während der Coronapandemie wurden Lehrkräfte und Schüler*innen zudem mit iPads ausgestattet. Diese Entscheidung brachte noch mal einen sichtbaren Schub für die Digitalisierung der Bremer Schullandschaft.

Die Umsetzung des UCS ID Brokers wurde von Bremen initiiert.
– Wie kam es zu der Idee?

Meik Hansen: Die Notwendigkeit einer datensparsamen bzw. pseudonymisierten Anbindung für Content-Anbieter war in Bremen bereits länger im Gespräch. Die langjährige partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Univention führte zu erfolgsversprechenden Lösungsansätzen in diesem Bereich. Da für ähnliche Digitalpakt-Projekte wie beispielsweise die VIDIS-Plattform abzusehen war, dass deren Entwicklung aufgrund vieler Beteiligter sehr zeitintensiv werden würde, haben wir uns gemeinsam mit Univention dafür entschieden, den UCS ID Broker als eine Art Proof of Concept zu pilotieren. Der im Bundesvergleich weit fortgeschrittene Digitalisierungsstand der Schullandschaft ermöglichte es Bremen, diesen logischen und notwendigen nächsten Schritt bereits jetzt zu gehen.

Gab es bei der Konzeption und Umsetzung besondere Herausforderungen?

Oliver Bouwer: Vorreiter zu sein bedeutet, dass man neue Wege beschreitet und nicht von anderen lernen kann. Auch bei diesem Vorhaben wurde im Verlauf deutlich, dass der tatsächliche Programmierungsaufwand deutlich über das geplante Maß hinaus gehen würde. Der kommunikative Aufwand für z. B. Absprachen, Meilenstein-Meetings und Vorstellungen von Planungsständen war auf beiden Seiten entsprechend deutlich höher als erwartet. Flexibilität und Kommunikation auf Augenhöhe waren, noch mehr als in der Vergangenheit, Gebote der Stunde. In der Folge war es für das Land Bremen als Schulträger in besonderem Maße erforderlich, transparent mit Schulen, Schulleitungen und Lehrkräften sowie auch dem Landesinstitut für Schule zu kommunizieren. Aber im Sommer 2022 konnten wir dann endlich den erfolgreichen Roll-Out machen.

Welche Bildungsanbieter sind mittlerweile angebunden und wie werden Sie angenommen?

Meik Hansen: Die ersten Angebote, die angebunden wurden, waren Bettermarks, Sofatutor und Taskcards. Diese Contentanbieter kennen Bremen und die Voraussetzungen dort gut und waren als bestehende Partner prädestiniert für die Pilotphase. Ein zusätzlicher Vorteil bestand darin, dass sämtliche dieser Angebote fest in der Bremer Schullandschaft etabliert sind und auf dem neuen Weg via Univention UCS ID Broker ebenfalls gut angenommen werden.

Welche Bildungsangebote wollen Sie gern noch anbinden?

Oliver Bouwer: Mittelfristig sollen natürlich alle Angebote, die in Bremen als Landeslizenz vorhanden sind, angebunden werden. Eine praktikable Lizenzverwaltung für digitale Schulbücher wäre auf lange Sicht ebenfalls ein absoluter Gewinn. Für dieses Vorhaben braucht es allerdings auf allen Seiten große Veränderungen und Entwicklungen, die sicherlich noch etwas dauern werden.

Welche konkreten Vorteile ergeben sich für Sie beim ID Broker gegenüber anderen Integrationsmöglichkeiten?

Meik Hansen: Neben einem echten Single-Sign-on als offensichtlichen Vorteil sind die mögliche Pseudonymisierung und die damit verbundenen Verbesserungen in Sachen Datenschutz und Datensparsamkeit ein großer Gewinn. Die einheitliche Anbindung von verschiedensten Contentanbietern ermöglicht komplett neue Wege der Beschaffung und Verbreitung von digitalen Angeboten aller Art und reduziert die Integrationskosten sowohl auf Seiten der Anbieter als auch beim Schulträger enorm.

Herr Bouwer, Herr Hansen, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei der Anbindung weiterer Bildungsangebote! Wir freuen uns darauf, in Ihrem Vortrag beim Univention Summit 2023 noch mehr über den Einsatz des ID Brokers an Bremer Schulen zu erfahren.

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Oliver Bouwer

Referent für Medien und Bildung bei der Senatorin für Kinder und Bildung Bremen

Meik Hansen

Meik Hansen ist seit 2016 Leiter des Referats für IT-Infrastruktur bei der Senatorin für Kinder und Bildung in Bremen.

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