Herr Froberg, wie viele Nutzer*innen betreuen Sie insgesamt an den Bremerhavener Schulen?
Wir stellen als Schulträger IT-Dienste und Infrastruktur für knapp 20.000 Nutzer und Nutzerinnen bereit. 18.000 davon sind Schüler*innen und 1.700 Lehrkräfte und Angestellte in unseren 40 Schulen.
Welche digitalen Angebote haben Sie bisher in Ihrem Portfolio für die Schulen?
Bremerhaven ist bei den schulischen Angeboten in Kooperation mit der Bremer Schulbehörde und dem Landesinstitut Schule. In der Stadt Bremen setzt man schon lange Ihre Lösungen UCS und UCS@school ein. Als wir uns in Bremerhaven vor vier Jahren über die Einführung eines Lernmanagement-Systems Gedanken gemacht haben, bot es sich an, sich mit der Lösung itslearning zu beschäftigen, für die Bremen sich ein Jahr vorher entschieden hatte. Diese hat uns schnell überzeugt und wie Bremen haben wir uns für ein zentrales, schulübergreifendes Konzept entschieden. Wir betreiben deshalb UCS im Rechenzentrum des BIT und halten in dessen Verzeichnisdienst für jeden Nutzer und jede Nutzerin eine digitale Identität mit einem Benutzernamen und Passwort vor. Nach dem Aufbau dieses Verzeichnisdienstes, haben wir für alle Lehrkräfte und Mitarbeiter*innen an den Schulen eine Dienst-E-Mail-Adresse etabliert. Und itslearning wurde für alle Schulen zur Verfügung gestellt. Genutzt wurde es zunächst einmal an allen beruflichen Schulen und gymnasialen Oberstufen sowie einigen Oberschulen. Seit der Einführung beobachten wir eine stetig steigende Nutzung der Lösung durch Lehrkräfte und Lernende. Außerdem organisieren sich in den Grundschulen viele Kollegien über itslearning. Mit der Einführung des Tools „Sofa Tutor“ von itslearning, mit dem Lehrkräfte selber digitale Lerninhalte erstellen können, kamen neue Impulse hinzu.
Sind das die einzigen digitalen Angebote, die Sie in Bremerhaven haben?
Nein, wir sind noch deutlich breiter aufgestellt. So nutzen unsere Grundschulen das Internet ABC der Landesmedienanstalt, Zahlenzorro, Antolin, Onilo und Anton. Das sind alles Lernplattformen, die digitale Lerninhalte für Schülerinnen und Schüler bereitstellen und mit denen die Schüler*innen in den Schulen aber auch von zu Hause aus arbeiten können. Viele Lehrkräfte nutzen auch schon seit längerem Worksheet Crafter, mit dem sie Lerninhalte digital selber erstellen und auf die iPads der Kinder und Jugendlichen schicken können, die wir in den Schulen als Schulgeräte vorhalten.
Sie verfolgen in Bremerhaven mit Schul-Tablets also ein Get-Your-Own-Device-Konzept mit schuleigenen Geräten?
Wir stehen in Bremerhaven vor der Situation, dass viele unserer Schüler*innen aus einkommensschwachen Familien kommen. Bei ihnen ist es nicht selbstverständlich, dass es ein Tablet oder einen Laptop zu Hause gibt, den die Kinder nutzen können. Daher haben wir in den vergangenen Jahren 1.000 iPads für die Nutzung in den Schulen angeschafft. Diese Zahl soll mit Mitteln aus dem Digitalpakt weiter aufgestockt werden. Falls die Schulen länger geschlossen bleiben sollten, werden wir diese Schulgeräte an Schüler*innen verleihen, die sonst keinen Zugriff auf digitale Lernangebote hätten. Dafür müssen wir noch klären, wie sich das versicherungstechnisch abbilden lässt. Da die Anzahl der vorhandenen Geräte vermutlich nicht reichen wird, sind wir außerdem in Kontakt mit Anbietern von Geräten, die Leasing-Angebote mit sehr niedrigen Ratenzahlungen und einer Null-Verzinsung anbieten, so dass auch einkommensschwache Haushalte ein Gerät anschaffen können.
Wie haben sich bei Ihnen als Schulträger die dann doch sehr schnell beschlossenen und umgesetzten Schulschließungen ausgewirkt?
Es hat sich schnell gezeigt, dass das Versenden von Lernmaterial als E-Mail-Anhang keine praktikable Lösung ist. Die E-Mail-Posteingänge der Schüler*innen liefen durch die großen Dateianhänge sehr schnell voll oder die Anhänge waren zu groß, um überhaupt von den Mailanbietern, die von den Schüler*innen bzw. Eltern genutzt werden, akzeptiert zu werden. Viele Lehrer*innen, gerade an den Grundschulen, haben Arbeitsblätter per Post verschickt, aber das ist natürlich extrem aufwändig und die Arbeitsmaterialien halten nicht lange vor.
Anhand der vielen Passwort-Freischaltungen haben wir dann gesehen, dass die Zugriffe auf itslearning sprunghaft angestiegen sind. So sehr, dass in den ersten Tagen die Server manchmal überlastet waren. Hier haben die Verantwortlichen bei itslearning aber schnell reagiert und zusätzliche Serverkapazitäten bereitgestellt, so dass bereits in der zweiten Woche trotz weiter steigender Zugriffszahlen alles sehr gut funktionierte.