Herr Ostendorf, wie viele Schulen, Schüler*innen und Lehrkräfte betreuen Sie in Wolfsburg in der Schul-IT?

Als kreisfreie Stadt gehören in unseren Zuständigkeitsbereich 37 Schulen an 43 verschiedenen Standorten. An diesen unterrichten rund 1.500 Lehrkräfte insgesamt 17.000 Schülerinnen und Schüler.

Welche digitalen Angebote nutzen Sie bereits?

Wir haben an den Schulen in der Regel lokale Schulserver-Lösungen. An drei Berufsschulen wird iServ eingesetzt, an den weiterführenden Schulen meist Logodidact und an den Grundschulen und einigen weiterführenden Schulen gibt es noch die Lösung MNSPro. Mit einem Ratsbeschluss wurde vor vier Jahren ein Pilotprojekt gestartet, um ein Konzept für die Einführung einer schulübergreifenden, zentral beim Schulträger betriebenen und gepflegten Lösung zu testen. 2017 haben wir deshalb an sechs Pilotschulen mit ca. 5.000 Nutzer*innen mit Unterstützung des Braunschweiger Systemhauses Linet Services GmbH ein auf UCS@school-basierendes Identity Management eingeführt, in dem die digitalen Identitäten der Lehrkräfte und Schüler*innen zentral gespeichert sind und jede*r Nutzer*in einen einheitlichen Benutzernamen und ein Passwort hat. Mit diesen haben die Nutzer*innen über RADIUS einen sicheren und von uns kontrollierten Zugriff auf das an allen Pilotschulen einheitlich ausgestrahlte Schul-WLAN. Angedockt an das IDM von UCS@school haben wir außerdem die Lernmanagement-Lösung itslearning.

Was hat sich durch die Schulschließungen bei Ihnen geändert?

Unser Ende März vom Rat der Stadt verabschiedeter Medienentwicklungsplan greift die Erfahrungen aus diesem Pilotprojekt auf und mit den bewilligten Mitteln können wir die mit den Pilotschulen entwickelte Lösung und damit auch das zentrale Identity Management bis Ende 2024 an allen Wolfsburger Schulen ausrollen. Im ersten Schritt sind wir gerade dabei, das Pilotangebot auf sieben weiterführende Schulen auszudehnen und wir integrieren die Nutzerdaten der Schüler*innen und Lehrkräfte von 20 Grundschulen in das IDM von UCS@school.

Welche digitalen Angebote können Sie dadurch den Schüler*innen und Lehrkräften in Wolfsburg bereitstellen?

Wir haben bereits vor einiger Zeit angefangen, uns mit der Filesharing-Lösung Nextcloud für den externen Zugriff auf Dateien zu beschäftigen. Nun haben wir deren Einführung deutlich schneller als geplant umgesetzt und unseren Grundschulen am 4. Mai den Zugang ermöglicht. So können die Lehrerinnen und Lehrer auf Dateien, die auf den Schulservern liegen, zugreifen und Schüler*innen und ihren Eltern den Zugriff auf diese geben. Eine weitere für den digitalen Unterricht sehr hilfreiche Lösung ist die bereits genannte Lernplattform itslearning, die wir im April an allen weiterführenden Schulen produktiv eingeführt haben. Damit können Lehrkräfte digitale Klassenzimmer einrichten und Lehrmaterialien und Aufgabenzettel für ihre Schüler*innen bereitstellen. Sowohl Nextcloud als auch itslearning haben wir in unser Online-Schulportal wobila integriert, das wir im Rahmen unseres Pilotprojekts seit 2017 entwickelt haben. Hier werden auf Basis von UCS@school für alle Schüler*innen und Lehrkräfte zentral digitale Nutzeridentitäten gepflegt und für jede Nutzer*in ein eigener einheitlicher Benutzernamen und Passwort bereitgestellt, mit dem man sich am Portal und damit an den genannten Diensten sicher und einfach anmelden kann.

Und natürlich kam aus den Schulen der Ruf nach einer Videokonferenz-Lösung. Da uns Datenschutzaspekte sehr wichtig sind, haben wir zügig die auf den Bildungsbereich ausgerichtete Open-Source-Videokonferenz-Lösung BigBlueButton (BBB) getestet und konnten diese ebenfalls Anfang Mai unseren Schulen zur Verfügung stellen. Die Lösung ermöglicht das Online-Lernen, indem Gruppen Audio- und Videoangebote genauso wie Folien, Whiteboards und Chats nutzen und Bildschirminhalte teilen können. Unsere Lehrkräfte und Schüler*innen können so auf digitalem Wege Kontakt halten und so unterrichten und lernen.

Und wie sehen Sie die Entwicklung mittelfristig?

Momentan kursieren die unterschiedlichsten Informationen und keiner von uns weiß momentan, was wann sicher entschieden wird und ob diese Entscheidungen Bestand haben. Sicher ist, dass ein normaler Schulbetrieb noch eine ganze Weile nicht möglich sein wird und wir digitale Angebote brauchen. Daher fahren wir nicht nur auf Sicht, sondern planen jetzt schon längerfristiger. So machen wir uns zum Beispiel auch schon Gedanken darüber, wie wir die Schulanmeldung für das nächste Schuljahr digital abwickeln könnten.

Haben Sie vielleicht noch Best-Practice-Tipps für Ihre Kollegen bei anderen Schulträgern?

Wir sind wirklich extrem froh, dass wir uns schon vor Jahren für ein zentrales Konzept entschieden haben und es gründlich in einem Piloten getestet und weiterentwickelt haben. Das hilft uns jetzt enorm, schnell Angebote für viele Schulen bereitzustellen. Ich kann so ein zentrales Konzept nur allen für die Schul-IT-Verantwortlichen wärmstens empfehlen.

Als sehr wichtig hat sich außerdem das Thema Vernetzung herausgestellt. Wir sind seit einigen Jahren mit 20 anderen Schulträgern aus Niedersachsen u. a. auch mit Hannover, in dem Netzwerk-Schul-IT, über das wir uns regelmäßig zu Themen und praktikablen Lösungen austauschen. So haben wir in diesem Netzwerk zum Beispiel von der Stadt Harburg den Tipp für die Videokonferenz-Lösung BigBlueButton bekommen, die wir vorher gar nicht kannten, und die in Harburg bereits erfolgreich eingesetzt wird. Dieser Austausch hilft uns allen, besonders aber den Schulträgern, die über nur ganz wenig personelle Ressourcen verfügen. So kann es vorkommen, dass eine einzige Person für die Pflege der Schul-IT verantwortlich ist und sich gleichzeitig noch um weitere IT-Angebote in der Kommune oder dem Kreis kümmern muss. Da hilft es natürlich sehr, wenn man von den Erfahrungen anderer profitieren kann.

Herr Ostendorf, vielen Dank für die Einblicke und das spannende Gespräch. Ich wünsche Ihnen ganz viel Erfolg bei Ihren geplanten Maßnahmen.



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Karsten Ostendorf

Leitung Abteilung IT an Schulen, Stadt Wolfsburg

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